Die Prostata – ein Männerproblem

14.01.2022
55_Die Prostata – ein Männerproblem
Weiterempfehlen
Kategorie:

Echte Männer haben keine Wehwehchen. Und zum Arzt gehen sie erst, wenn sie wirklich krank sind. Diese Einstellung ist üblich, aber nicht gesundheitsbewusst.

 

Schließlich gibt es typische „Männerprobleme“, die durch rechtzeitige Vorsorge besser behandelbar wären. Dazu gehören ganz besonders Beschwerden der Prostata, der männlichen Vorsteherdrüse.

 

Kommen die Männer in die besten Jahre, wird für sie die Prostata ein Thema. Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein etwa kastaniengroßes Organ, das gemeinsam mit zwei weiteren Drüsen die Samenflüssigkeit bildet, welche zusammen mit den von den Hoden gebildeten Samenzellen das Ejakulat ergibt.

 

Jenseits des 30. Lebensjahres beginnt die Prostata allmählich zu wachsen, was zum Problem werden kann, da die Vorsteherdrüse den oberen Teil der Harnröhre umschließt. Was das Wachstum der Prostata auslöst, ist im Einzelnen noch nicht geklärt, jedoch spielen hormonelle Veränderungen eine maßgebliche Rolle.


Die Prostata wächst mit dem Alter

Beobachten lässt sich, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron durch ein Enzym vermehrt in seine biologisch aktivste Form, das Dehydrotestosteron (DHT), umgewandelt wird.

 

Ebenso kommt es zur Veränderung des Östrogenhaushalts. Damit in Zusammenhang stehen weitere Reaktionen wie die erhöhte Ausschüttung von Wachstumsfaktoren in der Prostata, die übermäßige Vermehrung von Prostata-Stammzellen oder die zu lange Lebensdauer von Prostatazellen durch einen verzögerten Zelltod.

 

So kommt es zum Wachstum von Drüsen und Gewebe, zunächst noch in der Übergangszone vor und seitlich der Harnröhre, später ist das gesamte Organ von der Vergrößerung betroffen.

 

Neben hormonellen Veränderungen können auch entzündliche Prozesse an der Herausbildung der so genannten benignen (gutartigen) Prostatahyperplasie beteiligt sein. Ab einer bestimmten Größe kann die Prostata die Harnröhre so verengen, dass das Wasserlassen erschwert wird.

 

Ein dünner Harnstrahl, häufiger Harndrang, nächtliche Gänge zur Toilette, „Nachtröpfeln“ und das Gefühl, dass sich die Blase nie ganz entleert, sind typische Beschwerden bei der gutartigen Prostatavergrößerung.

 

Sie ist eine der häufigsten Männerkrankheiten im höheren Alter: Etwa die Hälfte aller Männer über 50, rund 70 Prozent der Siebzigjährigen und 90 Prozent der Achtzigjährigen sind von ihr mehr oder weniger stark betroffen.

 

Eine relativ häufige Komplikation ist die so genannte „Balkenblase“. Der erhöhte Kraftaufwand beim Wasserlassen führt zu einer Verdickung der Muskelzüge in der Blase.

 

So kommt es zu einer Einengung der Harnleitermündung und in Folge zu einem Rückstau des Urins bis in die Nieren, wobei es nicht selten zu Blasen- und Niereninfekten kommt.

 

Im Extremfall kann die Prostatavergrößerung dazu führen, dass ein Mann kaum noch oder gar nicht mehr urinieren kann. Ein solcher schmerzhafter Harnverhalt ist ein Notfall, der sofort durch das Anlegen eines Blasenkatheters behandelt werden muss.


Was man tun kann

Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung im Anfangsstadium bewähren sich pflanzliche Medikamente, die Phytosterine – also hormonähnliche Substanzen – enthalten. Sie reduzieren die Schwellung der Prostata und vermindern die Häufigkeit des Wasserlassens tagsüber und auch nachts.

 

Die am häufigsten verordneten Heilpflanzenmittel enthalten Extrakte von Kürbiskernen und Kürbissamen, Sägepalmenfrüchten, afrikanischer Prunus-Rinde, Roggenpollen, südafrikanischem Sternengras, Zitterpappel und Brennnesselwurzel.

 

Ist das Wachstum der Prostata aber schon weiter fortgeschritten, wird der Arzt Alpha-Rezeptorblocker oder 5-Alpha-Reduktase-Hemmer verschreiben. Die Alpha-Rezeptorblocker bewirken, dass sich die glatte Muskulatur entspannt und so die Blasenentleerung erleichtert wird.

 

Die 5-Alpha-Reduktasehemmer wiederum hemmen die Umwandlung von Testosteron in DHT und bremsen somit das weitere Wachstum der Prostata. Beide Wirkstoffe werden oft in Kombination verschrieben.

 

Zwar können sie die Beschwerden deutlich lindern, haben aber zum Teil gravierende Nebenwirkungen, darunter auch Impotenz. Bei mäßigen Beschwerden kann der Arzt daher erwägen, die Alpha-Rezeptorblocker nach vorübergehender Anwendung wieder abzusetzen.

 

Bei Harnverhalt mit Schmerzen, verschlechterter Nierenfunktion, häufigen Infekten und auch Entzündungen wird ein Eingriff irgendwann unvermeidlich. Eine Sofortmaßnahme, um den Harnabfluss zu gewährleisten, ist das Anlegen eines Katheters.

 

Verschiedene Operationstechniken, darunter auch Laserverfahren, reduzieren den Umfang der Prostata und verbessern den Harnfluss. Die heute gängigen Operationsverfahren sind minimalinvasiv, d. h. sie kommen mit geringsten Weichteilverletzungen aus.

-----------------------------------------------

Redaktion: © Praxiswunder
Foto: peakSTOCK – Getty Images